Seit dem ersten Tag der vier Lehrjahre bis heute verliebe ich mich immer mehr in meinen Beruf. Obwohl er sich als unsicheren Berufsweg zeigte, lernte ich meine Zweifel zu begraben und gehe diesen Weg heute erfolgreich und selbständig.
––––––––––––––––- Vor dreissig Jahren war ich noch nicht so mutig…
Die Ausbildung zur Typografin machte ich in der kleinen Druckerei «Kündig», am Bundesplatz (EPA-Platz genannt) in Zug CH, wo ich am Ende der Lehrzeit im Brunnen auch gegautscht wurde. Im Klassenzimmer von Dario Zuffo übte ich stundenlang mit Punkten, Linien und Fälzen, um Typografische Gestalterin zu werden.
Das Lange-Leitung-Mädchen mit Neurodermitis, welches sich kaum in die Welt hinaus traute, welches sein Schneckenhäuschen gerade soweit öffnete, um den Geruch von Filmreiniger als Abenteuer zu verstehen – wuchs mit jeder Aufgabe und mit jedem Auftrag.
Die Diatype-Anekdote:
Zuvorderst, beim Lift, sass mein Ausbildner, er amtete auch als Abteilungsleiter und Korrektor. Ganz in der Nähe, der Wand entlang (gut zu überwachen) standen die Pulte von mir und meinem «Oberstift». Drei Arbeitsplätze mit Fotosatzgeräten und einem Filmbelichter (die Buchstaben wurden durch Glasscheiben belichtet), um die Ecke links war der Eingang zur Dunkelkammer und auf der rechten Seite standen zwei Leuchtpulte, wo die Filmstreifen zum Zeitschriftenlayout zusammengeklebt wurden. Dahinter stand sie: Die «Diatype». Ich arbeitete gerne mit diesem Übungsgerät, welches nur noch die Lehrlinge brauchten. Nach der Wahl der Schrift, der Grösse und der Filmbreite öffnete ich die Kassette mit dem unbelichteten Film und spann sie oben ein, den Deckel schliessen und gaanz wichtig: den Schieber öffnen. Denn wenn man nach zweieinhalb Stunden den Schieber schliessen will und mit der Kassette in die Dunkelkammer geht um den Film durch die Entwicklungsmaschine zu geben merkt, dass er auf «zu» steht. Der Schweiss bricht aus.
Natürlich kann man trotzdem in die Dunkelkammer gehen, den Film durch die Entwicklungsmaschine schicken und auf der anderen Seite betend warten… es nützt aber trotzdem nichts. Wenn dann, wie immer, in dieser Sekunde der Lehrmeister um die Ecke biegt, man völlig unverständlich den Film anguckt und in den Raum die Frage stellt: «Wieso ist jetzt dieser Film so durchsichtig und irgendwie unbelichtet?»… nützt auch das nichts, denn jeder weiss weshalb. Ich auch!
In der Lehrlingszeit standen aber auch besonders viele Fettnäpfchen rum!


Mein Name ist Yvonne, ich führe mein typografisches Atelier mit einem Label welches Flokis heisst. Flo ist der kleine Bruder von Florian und «kis» sprich «keep it simple» folgt der Regel: Reduce to the max.